Cookies

Diese Homepage verwendet Cookies. Mit der Nutzung dieser Homepage erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden. Die Cookies werden vom Provider WEB-GEAR zur Verfügung gestellt. Cookies sind kurze Datenpakete, die zwischen Browsern und Servern ausgetauscht werden. Diese Cookies ermöglichen z.B. das einfache Wiederfinden von Webseiten. Sollten Sie diese Homepage ohne Cookies nutzen wollen, ändern Sie dies bitte in ihren Browser-Einstellungen.

sportwissenschaftliche Arbeiten

Schnelligkeitsdiagnostik im Jugendfußball:

Der Strafraum-Sprint-Test

Der hier vorgestellte Strafraum-Sprint-Test ist ein einfach und schnell durchzuführender Test zur Schnelligkeitsdiagnostik von Fußballspielern - insbesondere im Jugendbereich. In die Praxis eingeführt wurde dieser Test 1990 von Ludwig Peetz, damals Jugendtrainer im VfR Vörstetten.

Zu diesem Test wird lediglich eine elektronische Stoppuhr mit 1/100 s Anzeige benötigt, wobei eine normale Digitaluhr völlig ausreicht. Für den Test werden die vorhandenen Strafraumlinien benutzt, so dass die Distanz 16,50 m beträgt. Der Spieler stellt sich an die Grundlinie und darf nach der Start-Freigabe zu einem beliebigen Zeitpunkt loslaufen. Mit der ersten Bewegung wird die Stoppuhr gestartet, mit dem Überschreiten der Strafraumlinie gestoppt. Um die Werte innerhalb einer Mannschaft gut vergleichen zu können, soll das Stoppen von einer einzigen Person durchgeführt werden. Für eine hohe Genauigkeit und Aussagekraft werden die Sprints mehrfach (3-5 Mal) durchgeführt und der Mittelwert gebildet.

Folgende standardisierte Vorgehensweise bietet sich an: Es werden Gruppen von 4-6 Spielern gebildet die in einer festgelegten Reihenfolge drei Mal laufen. Bei dieser Gruppengröße haben die Spieler genügend Zeit, um sich nach jedem Lauf auszuruhen. Wer möchte, erhält die Gelegenheit zu einem vierten Versuch. In diesem Fall wird der schlechteste Wert gestrichen und der Mittelwert über die drei besten Versuche genommen. Sinnvoll ist es, vor Beginn der eigentlichen Messungen für jeden Spieler einen Probeversuch vorzusehen.

Die folgende Versuchsreihe wurde innerhalb von vier Jahren (1990-1994) mit 16 Junioren durchgeführt, die in ihrer Zeit der E-Jugend bis C-Jugend mehrfach getestet wurden (insgesamt 60 Werte). Diese Jugendspieler bieten eine breit gefächerte Auswahl, wie sie in kleinen Vereinen üblich ist, von „eher langsam“ bis „ziemlich schnell“. Die weitere Entwicklung dieser Fußballspieler bietet die ganze Skala vom Aufhören noch im Jugendbereich bis zu späteren Aktivspielern von der Kreisliga bis in den Verbandsligabereich. Die eingezeichnete Referenzkurve ist somit ein gutes Maß für die mittlere Entwicklung der Sprintergebnisse von Jugendspielern im Alter von 9-14 Jahren.

Abb. 1:   16,5m-Sprint-Zeiten für 16 Jugendspieler von der E- bis zur C-Jugend

Die Referenzkurve lässt sich mathematisch durch eine Parabel der Form

y = 0,0086x2 - 0,3337x + 5,8491

[1]                                           y: 16,5m-Sprintzeit in Sekunden

 x: Alter in Jahren

darstellen, deren Parameter nach der Gaußschen Methode der kleinsten Quadrate ermittelt worden sind. Die Abweichungen der Messwerte von der Referenzlinie sind der Größe nach geordnet in folgendem Diagramm gezeigt:

Abb. 2:    Abweichungen der Messwerte von der Referenzkurve nach Größe geordnet

Die schnellsten Jugendspieler liegen etwas mehr als 0,30 s unterhalb der Referenzkurve, die langsamsten mehr als 0,30 s oberhalb der Referenzkurve. Für diese Abweichungen ergibt sich eine Standardabweichung von

[2]      = 0,16 s.

Zur statistischen Analyse dieser Daten werden die Abweichungen (y-Werte in Abb. 2) durch die Standardabweichung = 0,16 s dividiert und als x-Werte in Abb. 3 übernommen. Auf der y-Achse wird die relative Summenhäufigkeit (n-0,5)/N mit N = 60 aufgetragen. In Abb. 3 werden diese Werte mit der Gaußschen Normalverteilung (rote Punkte) verglichen. Diese Darstellung zeigt, dass sich die Abweichungen der Messwerte von der Referenzkurve in guter Näherung durch eine Gaußsche Normalverteilung mit einer Standardabweichung von = 0,16 s beschreiben lassen. Aufgrund der normal verteilten Abweichungen ist der vorliegende Datensatz sehr gut geeignet, um eine Referenzkurve für die Altersentwicklung der 16,5m-Sprintzeiten festzulegen. Die Referenzkurve wird durch die Parabel-Gleichung [1] gegeben, die ein Minimum von 2,61 s bei 19,4 Jahren aufweist, was im Sinne einer normalen Altersentwicklung im Jugendbereich als realistischer Abschluss erscheint. Aufgrund dieser plausiblen Ergebnisse kann die Referenzkurve sinnvoll auf ältere und jüngere Spieler erweitert werden.

Abb. 3:   Auftrag der relativen Häufigkeit gegenüber der normierten Abweichung
                (Abweichung dividiert durch die Standardabweichung = 0,16 s)

Eine Extrapolation der Referenzkurve [1] auf den Altersbereich von 8-19,5 Jahre ergibt folgende Werte für mittlere Strafraum-Sprintzeiten:

 

Jahre    8  8,5   9    9,5  10  10,5  11  11,5  12  12,5  13  13,5
Sek.   3,73 3,63 3,54 3,46 3,37 3,29 3,22 3,15 3,08 3,02 2,96 2,91
 
Jahre   14  14,5  15  15,5  16  16,5  17  17,5  18  18,5  19  19,5
Sek.   2,86 2,82 2,78 2,74 2,71 2,68 2,66 2,64 2,63 2,62 2,61 2,61

Tab. 1:  16,5m-Referenzwerte nach Gleichung [1]

Mit dieser Referenzkurve ist es möglich, die Leistung jedes einzelnen Jugendspielers auf sein tagesgenaues Alter zu beziehen. Die übliche Benachteiligung der spät im Jahr geborenen Jugendspieler wird so vermieden. Eine Darstellung der Messungen bei 6 (fiktiven) Jugendspielern kann folgende Form haben:

Tab. 2:   Darstellung von Messungen in einem Tabellen-Kalkulationsprogramm

Aus den drei Einzelzeiten t1, t2 und t3 wird der Mittelwert <t> und die dazugehörige Standardabweichung der Einzelzeiten ermittelt. Aus dem Messdatum und dem Geburtstag wird das tagesaktuelle Alter in Jahren ermittelt, aus dem nach Gleichung [1] der Referenzwert „t Ref.“ in Sekunden berechnet. Die mit „Abw.“ bezeichnete prozentuale Abweichung des Mittelwerts <t> vom Referenzwert ist ein altersgerechtes Maß für die Sprint-Schnelligkeit eines Jugendspielers.

Aus Tab. 2 ist zu ersehen, dass die Spieler Wolfgang Müller, Georg Muster und Joseph Mann um 7%, 8% bzw. 18% langsamer sind im Vergleich zur Referenz. Die negativen Prozentwerte bei Ludwig Meyer, Adam Schmidt und Johann Schulz bedeuten, dass diese um 5%, 1% bzw. 4% schneller sind als es der Referenz entspricht.

 

Genauigkeit

Aufgrund der Mittelwertbildung der Einzelwerte ergibt sich trotz der einfachen Handmessungen eine akzeptable Genauigkeit. Unter Annahme einer Gaußschen Normalverteilung ist bei drei Messungen die Standardabweichung des Mittelwerts MW um den Faktor 30,5 = 1,73 niedriger als die Standardabweichung der EinzelwerteEW, deren Mittelwert

[3]      <EW> = 0,051s

beträgt, wie eine Auswertung von 72 Mittelwerten aus je drei Einzelmessungen zeigt. Damit ergibt sich eine mittlere Genauigkeit der Mittelwerte von etwa

[4]      < MW> =0,030 s.

Dies bedeutet, dass eine Abweichung von +/- 1% bei einem Mittelwert im Bereich von 3 Sekunden bereits relevant ist. Die hier angegebenen ganzzahligen Prozentwerte sind daher im idealen Genauigkeitsbereich. Zehntel-Prozentwerte wären dagegen nicht relevant.

Zu beachten ist, dass die Messungen von äußeren Bedingungen, wie Untergrund (Hartplatz, Rasenplatz, Kunstrasenplatz), Wetter (Temperatur, Wind, Regen) und persönlichen Faktoren wie Gesundheitszustand (Verletzung, Erkältung) und Trainingszustand (zu Beginn der Saison, nach einem Urlaub, während der Saison) abhängen. Daher ist es zweckmäßig, Jugendspielern, die sich am Testtag nicht wohl fühlen, einen weiteren Testtermin anzubieten.

 

Zusammenfassung

Der Strafraum-Sprinttest ist ein einfacher, aussagekräftiger Test zur Schnelligkeitsdiagnostik bei Fußballspielern. Es wird lediglich eine elektronische Stoppuhr mit 1/100 s Anzeige benötigt, wobei eine normale Digitaluhr völlig ausreicht. Zur Festlegung der Teststrecke werden die vorhandenen Strafraumlinien genutzt.

Für Jugendspieler wird durch eine Referenzkurve eine altersgerechte Beurteilung ermöglicht, die auf das tagesgenaue Alter beim Test bezogen wird. Die häufig anzutreffende Benachteiligung der spät im Jahr geborenen Jugendspieler wird so vermieden.

Durch die Angabe ganzzahliger Prozentwerte ist der Test einfach auszuwerten. Ein negativer Prozentwert bedeutet, dass der Spieler schneller als die Referenz ist. Bei einem positiven Wert ist er langsamer als die Referenz.

01.11.2011    Ludwig Peetz

 

Homepage kostenlos erstellt mit Web-Gear

Verantwortlich für den Inhalt dieser Seite ist ausschließlich der Autor dieser Webseite. Verstoß anzeigen